Man mag von der nun ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche halten, was man will, aber zu ihrer Entscheidung, von allen Ämtern zurückzutreten, kann man ihr eigentlich nur gratulieren. Sie zieht damit selbst die Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten – das ist etwas, das man sich von vielen anderen Kirchenvertretern leider nur wünschen kann.
Was auch immer die Gründe dafür waren, dass sie sich im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit ans Steuer ihres Wagens setzte, ihr offener und konsequenter Umgang damit ist absolut lobenswert. Es spricht für sie, dass sie sich damit sogar über die Wünsche ihrer Kirchenleitung hinwegsetzt und für sich selber persönliche Konsequenzen zieht, wo andere das nicht für nötig halten. Sie hat erkannt, dass es richtig ist, wenn Fehlverhalten auch Folgen hat. Manchmal ist es mit einer Entschuldigung eben nicht getan. Das ist ein zutiefst christlicher Ansatz, denn auch die Bibel macht immer wieder deutlich, dass Vergebung nicht notwendigerweise das Ausbleiben von Konsequenzen bedeutet.
Die Katholische Kirche, zur Zeit völlig zu Recht wegen ihres Umgangs mit den Missbrauchsfällen in katholischen Schulen in der Kritik, sollte sich an Frau Käßmann ruhig ein Beispiel nehmen. Es reicht eben nicht, wenn einem irregeleiteten Geistlichen nach einem Fehltritt im schlimmsten Falle die Versetzung droht, er sich aber sonst weitgehend sicher sein kann, dass seine Vorgesetzten die Sache schon unter den Teppich kehren werden.
In diesem Sinne wünsche ich mir in allen Denominationen einen konsequenteren Umgang mit den Fehltritten von Leitern und Mitarbeitern. Sicher muss das nicht in jedem Fall in der Öffentlichkeit geschehen – aber es muss passieren, auch um die Täter vor sich selbst zu schützen. Im Idealfall läuft es so wie jetzt bei Frau Käßmann, die selbst erkannt hat, was nötig ist. Aber wo das nicht funktioniert (und im konkreten Fall haben sich ihre Kollegen ja nicht gerade als konsequent erwiesen), muss auch die Kirche selbst handeln.
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