Seit dem letzten Beitrag über Werbelügen sind mir noch ein paar weitere schöne Beispiele dazu eingefallen, wie ein kreativer Umgang mit der Wahrheit und das Spiel mit der Wahrnehmung der Konsumenten funktioniert.
Da ist zum Beispiel die “und alles ohne Fett” Werbung für Süßigkeiten. Als ob in süßem Gummizeug normalerweise Unmengen von Fett drin wären. Aber der Hersteller macht das eigentlich ganz geschickt. Der Verbraucher soll denken, wenn kein Fett drin ist, dann wird’s ja auch nicht dick machen… denn daran ist ja schließlich das böse Fett schuld. Als ob es besser wäre, dass die Sachen zum überwiegenden Teil aus Zucker bestehen. Genauso funktioniert es auch bei “Fitness” Produkten wir Müslis und Getreideflocken. Einfach auf den niedrigen Fettgehalt hinweisen, dann sieht beim Zucker keiner mehr so genau hin. Es ist ja auch nicht unbedingt zu erwarten, dass solche “gesunden” Produkte teilweise zu einem Drittel aus Zucker bestehen.
Das Prinzip lässt sich natürlich auch umkehren – zum Beispiel, indem man auf die eine gute Zutat hinweist. Bonbons für Kinder “mit echtem Fruchtsaft” fallen mir da spontan ein. Die sind, wenn überhaupt, nur minimal gesünder als andere Bonbons, denn der Zuckergehalt fällt ähnlich aus und der geringe Fruchtsaftanteil fällt kaum ins Gewicht.
Kreativ wird überhaupt gern mit Sprache umgegangen. Da bedeutet “das Beste aus der Milch” dann gern mal, dass Milchpulver verwendet wurde. Das ist auf jeden Fall für den Hersteller das Beste, denn es lässt sich leicht verarbeiten. “Leicht” wird auch gern genommen… besonders gern in der Formulierung “… schmeckt so leicht”. Das ist eine ziemlich unangreifbare Aussage, denn der Hersteller hat hier nichts über die “Leichtigkeit” des Produkts ausgesagt (also dass es wenig Kalorien oder Fett oder Zucker oder sonst was hat), sondern nur behauptet, dass es leicht schmeckt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Schon interessant, dass mir vor allem Beispiele aus der Welt der Lebensmittel einfallen. Zum Teil ist das sicher meinem besonderen Interesse geschuldet, aber ich habe wirklich auch nach anderen Beispielen gesucht und keine gefunden. Vielleicht liegt es ja doch zum Großteil auch daran, dass industriell hergestellte Nahrungsmittel eigentlich nur gut zu verkaufen sind, solange der Konsument nicht so genau darüber nachdenkt, was da eigentlich alles drinsteckt.
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