Manchmal wird man ein wenig traurig, wenn man sich Werbung ansieht. Mir jedenfalls geht das so. Durch unzählige Fernsehsendungen und Publikationen habe ich mir ein Bild von jemandem gemacht und dann zerstört er die Illusion mit einem einzigen Werbeauftritt. Sogenannte Starköche sind da besonders gefährdet. In ihren Sendungen und Büchern bringen sie uns bei, wie man mit richtigen Zutaten und Gewürzen qualitativ hochwertiges Essen produziert. Sie helfen Restaurantbesitzern, statt der Tütenware wieder die Originalprodukte zu verwenden und mit Qualität statt Quantität zu punkten. Soweit sehr lobenswert – bis dann die Werbung kommt.
Dummerweise ist unsere moderne Nahrungsmittelindustrie nicht gerade für den Gebrauch hochwertiger Zutaten bekannt, sondern eher dafür, dass möglichst viel mit Aromen “aufgewertet” und mit Geschmacksverstärkern auf Einheitsgeschmack gebracht wird. So sehr, dass heute vielen Kindern das wirklich gute und gesunde Essen nicht mehr schmeckt, weil kein Glutamat drin ist und es eben nicht völlig überwürzt ist, um die mangelnde Qualität der Grundzutaten und die Verluste des industriellen Herstellungsprozesses auszugleichen.
Man könnte also sagen, bis auf wenige Ausnahmen stehen die Produkte der modernen Nahrungsindustrie in krassem Widerspruch zu den Werten, die uns von Spitzenköchen nahegebracht werden. Und wenn es um Werbung geht, dann schaffen es diese Köche nicht, die wenigen Ausnahmen zu finden, sondern sie geben ihren guten Namen sehr zielsicher für Produkte von zweifelhafter kulinarischer Qualität her. Exemplarisch seien nur Alfons Schuhbeck und Martin Baudrexel genannt, die sich sogar nicht zu schade sind, für Produkte zu werben, denen auf der Webseite “abgespeist.de” von Foodwatch klarer Etikettenschwindel nachgewiesen wird. Schuhbeck wirbt für eine Dosensuppe (mit Hefeextrakt, der versteckten Form von Glutamat), Baudrexel für “Cremefine”, die “pflanzliche Alternative” zu Sahne (mit 20% Milch von rein pflanzlichen Kühen).
Beiden Köchen sollte man zutrauen, dass sie sich mit dem Produkt, das sie bewerben, vorher auseinandersetzen. Dass sie trotzdem dafür werben, lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Geld ist am Ende eben doch wichtiger als Moral. Und wieder ein paar Verbraucher mehr getäuscht, die sich darauf verlassen, dass jemand, der in seinem Beruf für bestimmte Werte eintritt, diese auch in seinem eigenen Handeln zum Maßstab macht.
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