Sind wir uns einig, dass es in unserem Land ein Problem mit mangelnder Zivilcourage gibt? Falls nicht, erinnere ich nur kurz daran, dass in den letzten Monaten immer wieder Meldungen von Menschen durch die Nachrichten gingen, die tatenlos dabeistanden, wenn andere Menschen halb oder auch ganz totgeschlagen wurden. Empörend, nicht wahr?
Es gibt nur ein kleines Problem: Zivilcourage funktioniert nicht. Das mag provozierend klingen und so ist es auch gemeint. Nein, ich will damit nicht sagen, wir sollten uns alle nur um unseren eigenen Kram kümmern – ganz im Gegenteil. Das Problem ist, dass Zivilcourage nur dann funktioniert, wenn genug Leute mitmachen. Denken wir nur kurz an den Fall in der Nähe von München. Warum genau wurde Dominik Brunner von Jugendlichen zu Tode geprügelt? Richtig, weil er genau so gehandelt hatte, wie man das eigentlich von jedem erwarten kann: er hatte sich schützend vor einige Kinder gestellt. Dummerweise war er der Einzige und genau das wurde ihm zum Verhängnis. Statt sich ein Beispiel an ihm zu nehmen, sahen die anderen Passanten einfach weg – oder eben auch zu. Zivilcourage ist eben immer einfach einzufordern, solange sie einem nicht selbst abverlangt wird.
Solange also die Mehrheit der Bevölkerung mit einer “scheißegal” Einstellung bei jeder Bedrohungssituation höchstens stehenbleibt, wenn es was zu sehen gibt (zum Beispiel, wie ein anderer totgeschlagen wird), wird das nix. Wie man das ändern kann? Naja, vielleicht ja so: wenn Ihnen selbst der Mut fehlt, gleich einzugreifen, wenn jemand in ihrer Nähe bedroht oder gar angegriffen wird, dann geben Sie sich doch wenigstens einen Ruck, wenn schon jemand anderes die Initiative zum Helfen ergriffen hat. Dann wissen Sie auch schon, dass Sie nicht alleine dastehen. Und fordern Sie aktiv auch andere dazu auf, mitzumachen. Ein simples “kommen Sie, da müssen wir helfen” kann wahre Wunder wirken.
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