Große Schlagzeile heute morgen auf SPIEGEL-Online: “Microsoft und Murdoch planen Attacke auf Google”. Wow. Und wie genau wollen sie das anstellen? Ganz einfach – Microsoft bezahlt die von Murdoch kontrollierten Nachrichtenwebsites dafür, dass diese andere Suchmaschinen vom Zugriff ausschließen und exklusiv nur noch im Index von Microsofts Suchmachine “Bing” (ein dämlicherer Name ist ihnen nicht eingefallen) erscheinen lassen. Auf den ersten Blick eine geniale Idee – die chronisch klammen Murdoch Zeitungen bekommen Geld von Microsoft, der ewige Underdog der Suchmaschinen bekommt exklusive Inhalte und wird damit interessanter für wechselwillige Internetsucher. Die Sache hat nur einen kleinen Haken…
Im Internet gibt es keine Exklusivmeldungen. Was einmal veröffentlicht ist, wird von anderen aufgegriffen und zitiert, per Twitter und Facebook weiterverbreitet und ist nicht zu stoppen. Was Microsoft kaufen kann, ist ein Vorsprung von zwei Minuten. Denn ungefähr so lange dürfte es dauern, bis eine “Exklusivmeldung” keine mehr ist, weil sie auf einer anderen Website zusammengefasst oder anderweitig veröffentlicht wurde. Auf einer, die Google weiterhin im Index hat. Stellen Sie sich einfach einmal vor, SPIEGEL-Online würde bei Google nicht auftauchen – Sie hätten ja trotzdem von der Meldung gehört, weil ich drüber geschrieben habe. Und Google ist auch weiterhin, sogar ganz ohne Bezahlung, herzlich willkommen, meine Seiten in den Index aufzunehmen.
Zwar lebt die Internetsuche von Aktualität, aber von Exklusivität lebt sie nicht. Auf ein paar Minuten kommt es dann eben doch nicht an, zumal wenn neue Dienste wie Twitter die klassischen Nachrichtenseiten bei der Verbreitung von Meldungen ohnehin links liegen lassen. Deshalb ist diese ganze Story vor allem eines: ein großer Marketinggag, von dem Microsoft sicher kurzfristig profitieren wird. Die Zeitungen, die sich auf den Deal einlassen, werden jedoch nur eines erleben: dass sie für ein wenig Geld auf einen Großteil ihrer Besucher verzichten, die bisher den Weg über Google auf ihre Seiten gefunden haben. Ob es das wirklich wert ist, wird sich zeigen.
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