Nach langem Hin und Her scheint es nun festzustehen, dass es auch in Zukunft keine Ampelkennzeichnung für Lebensmittel geben wird. Mehr noch, vermutlich werden sogar EU-Länder, in denen es diese Kennzeichnung schon gibt, diese in Zukunft nicht mehr benutzen dürfen.
Nicht umsonst feiert die Industrie, wie SPIEGEL-Online sehr schön schreibt, ihren Sieg über den Verbraucherschutz. Denn sinnvoller und damit für die Nahrungsindustrie potentiell schädlicher als das, was jetzt wohl an Vorschriften kommen wird wäre die vorgeschlagene Lösung allemal gewesen. Der Verbraucher hätte auf einen Blick einschätzen können, wie gesund ein Produkt tatsächlich ist. Selbst vermeintliche Fehlkategorisierungen von Produkten zum Beispiel Fruchtsäften ergeben spätestens auf den zweiten Blick Sinn. Denn viele Eltern geben heute ihren Kindern Fruchtsäfte zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs und wundern sich dann, dass die Kleinen immer dicker werden. Die rote Ampel beim Zucker hätte hier zumindest einmal warnende Wirkung, denn sie sagt ja nicht, dass Fruchtsäfte generell ungesund sind, sondern dass sie eben in Maßen und nicht in Massen genossen werden sollten.
Der Gegenansatz der Industrie: eine Kennzeichnung nach Portionsgrößen und ohne farbliche Hervorhebungen auf Basis der “Guideline Daily Amounts (GDA). Wer einmal versucht hat, seinen Kindern eine 25g “Portion” Cornflakes zum Frühstück zu servieren, wird vermutlich wissen, wie sinnlos diese Art der Kennzeichnung ist. Auf diese Weise rechnet die Industrie nämlich sich und dem Verbraucher den Fett- und Zuckergehalt schön. Aber “nur fünf Prozent des GDA für Zucker” hört sich eben besser an als “besteht zu einem Drittel aus Zucker”.
Dumm also, dass die Nahrungsmittelindustrie in Brüssel eine bessere (und teurere) Lobby hat, als der gemeine Verbraucher. Eigentlich sollte Politik ja für die Interessen der Mehrheit der Bürger stehen, aber offenbar ist es den Industrielobbyisten gelungen, die zuständigen Ausschüsse davon zu überzeugen, dass es besser für den Verbraucher ist, wenn er nicht so genau weiss, was er isst… verkehrte Welt.
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