Vor ein paar Wochen saß ich in einem Nahverkehrszug der Deutschen Bahn, in dem es interessanterweise auch einen Fahrkartenautomaten gab (da wo ich wohne, muss man das Ticket vor dem Einsteigen gekauft haben). Allerdings war das Gerät kaputt, was für mich nicht weiter schlimm war, denn ich hatte ja schon ein Ticket. Trotzdem fand ich es ärgerlich, dass für die Störungsannahme auf dem Gerät nur eine 0180 Nummer angegeben war. Mit anderen Worten: die Störung zu melden hätte mich eine Menge Geld gekostet, zumal man ja im Zug nur vom Handy aus anrufen kann. Wäre eine Festnetznummer angegeben gewesen, dann hätte ich den Anruf mit meinen monatlichen Freiminuten erledigen können – oder zuhause mit meiner Flatrate. Dank des besonderen “Service” einer 0180 Nummer dagegen war das nicht möglich.
Sehen wir uns doch einmal an, warum es diese Nummern überhaupt noch gibt. Ursprünglich war die Idee dahinter das sogenannte “cost-sharing”, das heißt der Anrufer und der Angerufene teilten sich die Kosten des Anrufs. Das war also tatsächlich ein Service, denn als Ferngespräche noch teuer waren, konnte man so günstiger beim Kundenservice des entsprechenden Unternehmens anrufen. Außerdem gab es auch Nummern mit festen Kosten pro Anruf, heute sind das je nach Rufnummer entweder 6 oder 20 Cent – auch hier war der Servicegedanke, dass der Anrufer sich keine Gedanken über die zu erwartende Länge des Gesprächs machen musste.
Dann wurde das Telefonieren immer billiger und mittlerweile gibt es wohl keinen Telefonabieter mehr, bei dem die Minute innerhalb Deutschlands so viel kostet wie der billigste 0180er Tarif. Flatratekunden zahlen genauso wie jeder, der noch per Minutenabrechnung telefoniert und die Kosten vom Handy sind schwindelerregend hoch. Was also passiert nun mit den Einnahmen, die ja ursprünglich nur die Kosten des Anrufs decken sollten? Ganz einfach – als “Werbekostenzuschuss” getarnt wird ein Teil dieser Einnahmen an den Angerufenen ausgeschüttet. Eigentlich ist eine Beteiligung des Angerufenen an den Einnahmen nicht erlaubt (es geht ja bei den Nummern um Kosten- und nicht um Einnahmeteilung), aber über die Konstruktion als “Werbekostenzuschuss” lässt sich dieses Verbot elegant umgehen – es wird ja nicht ein fester Anteil pro Gesprächsminute ausgezahlt, sondern ein fester Betrag pro Monat, so dass eine direkte Verbindung zwischen den Einnahmen und den Ausschüttungen sich zumindest nicht nachweisen lässt. So wird aus der Servicenummer eine Art 0900-light.
Natürlich gibt es auch legitime Gründe für die Nutzung von 0180 Nummern – sie ermöglichen zum Beispiel ein intelligentes Routing von Anrufen auf verschiedene Callcenter. Aber das ließe sich auch mit einer normalen Festnetznummer realisieren – wenn es dafür mehr Nachfrage gäbe, würden das auch mehr Telefonanbieter den Unternehmen möglich machen. Aber so lange sich an 0180 Nummern kräftig verdienen lässt – auf dem Rücken der Kunden, zu deren Entlastung die Nummern ursprünglich eingeführt wurden – so lange werden wir uns weiter mit dieser mittlerweile sinnlosen Einrichtung herumschlagen müssen. Kleiner Tipp: unter www.0180.info lassen sich für viele dieser Nummern die zugehörigen Festnetznummern abfragen, dann kann man auch mit Flatrate endlich kostenlos (und in vielen Fällen vermutlich auch umsonst) beim Unternehmen seiner Wahl anrufen.
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